Zu Ehren Silbermanns erschien ein gedrucktes Madrigal
Als
Der beruehmte und in der
Orgel=Bau=Kunst Hocherfahrene Kuenstler,
T I T. Herr
Hr. Gottfried Silbermann/
Königl. Maj. In Pohlen, und Churfuerstl. Durchl. zu Sachsen wolbestaltete
Hoff= und Land=Orgelbauer,
Sein in Reichenbach im Voigt=Land neuerbautes Orgelwerck,
Den 11. Maij. 1725 uebergab,
und solches von
T I T. Herrn
Hn. Johann Ernst Pesteln
Hoch. Fürstl. Saechs. Gothaischer weitberuffenen und wohlbestalteten
Hoff=Organisten zu Altenburg
examinieret und uebernommen wurde,
Sollte dieses wenige wohlwaehnten Herren Silbermannen,
als seinen vornehmen Freunde, zum
wohlverdienten Ruhm und Ehren schreiben,
einer
Der iederzeit sein Vergnuegen
In Madrigal suchet.
Madrigal
Wie , nächst dem Gold, vor anderen Metallen
Das Silber Zweifelsfrey den Preiß behält:
So hast Du Dich schon längstens in der Welt
Mein Silbermann! Vor vielen deines gleichen,
Die in der Kunst Dir nicht das Wasser reichen,
Mit höchstem Ruhm signalisiret,
und trefflich renomiert.
Ich will DIR jetzt nicht schmeicheln,
Noch, als ein Schmeichler, heucheln,
Der Flatterie bin ich gar nicht gewohnt:
Dein neues Werck in Reichenbach mag reden,
Das durch und durch wie lauter Silber klingt,
Absonderlich wenn Vox Humana* singt. *ist eine Stime in diesem Wercke
Ich bin zwar alt, doch will ich noch erleben,
Daß Du durch Kunst ihr wirst die Sprache geben.
Gedruckt im Jahre Jesu Christi 1725
Der Verfasser des Madrigals ist Johann Martin Steindorf (1663-1744), Kantor an der Marienkirche Zwickau.